Im Unterschied zum Schreiber haben es die Einbilder nicht nötig, tiefe Einsicht in ihr Tun zu nehmen. Sie sind durch die Apparate von der Notwendigkeit der Tiefe emanzipiert und damit frei, ihre volle Aufmerksamkeit dem Einbilden zu widmen. Der Schreiber muß sich für die Struktur seines Textes interessieren: für Buchstaben, für die Regeln, welche die Buchstaben zu Reihen ordnen (=>abschreiben) [...] und für die phonetischen, rhythmischen und musikalischen Aspekte seines Textes. Ein großer Teil seiner schöpferischen, informativen Leistung besteht gerade in dem Modellieren dieser Strukturen. (=>einteilen) Ganz anders der Einbildner. Er verfügt über automatische Apparate, die all dies für ihn ausklammern können, so daß es ihm ermöglicht wird, sich völlig auf die einzubildende Fläche zu konzentrieren. (=>Bild-S-Schreiben) Seine Kriterien beim Tastendrücken sind daher "oberflächlich" in einem doppelten Sinn dieses Wortes: sie beziehen sich nicht auf den tieferen bilderzeugenden Vorgang, und sie sind allein auf die zu erzeugende Oberfläche gerichtet.Diese Oberflächlichkeit der Einbildner ... läßt eine nie vorher erahnte Einbildungskraft zu Worte. Es erscheinen Bilder, wie sie nie zuvor geträumt werden konnten. Und dabei sind die Fotos, die Filme, die Fernseh- und Videobilder nur Vorboten dessen, was die Gewalt der Einbildungskraft in Zukunft bereitstellen wird. (=>Bild-S:träumen)
(Flusser 85, 33,34)
Heute leben wir im Imaginären des Bildschirms, des Interface und der Vervielfältigung, der Kommutation (=>interfacen) und Vernetzung. All unsere Maschinen sind Bildschirme - die Interaktivität des Menschen ist zu der von Bildschirmen untereinander geworden. (=>interagieren) Was auf den Bildschirmen erscheint, ist nicht dazu da, entziffert zu werden, sondern soll unverzüglich abgelesen werden, in einem unmittelbaren Abreagieren, in Kurzschließung der Pole der Repräsentation. (=>füttern) (Baudrillard 92, 63)

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