In der Manuskriptkultur ein produktiver Vorgang der Vervielfältigung und Übertragung von Texten aus einem Kontext in einen anderen - Meditationsübung, Einverleibung eines Textkörpers (das Abschreiben eines Manuskriptes dauerte bis zu einem halben Jahr - 45 Kopisten schrieben fast zwei Jahre an der Erstausstattung der Medicäischen Bibliothek in Florenz). (=>Buch machen): Eine pädagogische Unart, identische Kopien von Texten durch wiederholtes Abschreiben herzustellen; Gesetze, Verbote und Regeln konnten so in die "Seele" (Plato) der Schüler einprogrammiert werden.Die Druckerpresse industrialisiert und potenziert den Abschreibevorgang - wenn auch als Widerstand gegen diese Profanisierung des Buchkörpers einige Mönche noch eine Zeit nach Erfindung des Buchdrucks auf einem manuellen Abschreiben beharren. Am Ende der Druckkultur sorgen Fotokopierer für eine weitere Beschleunigung der Textzirkulation: Reproduktion ohne Ursprung, Papier ohne Copyright, weitere Zerstückelung des Textkörpers in Loseblattsammlungen. Die Streuung von Informationen führt zu einer Explosion persönlicher Archive. (=>memorieren) (=>füttern)Selbst das Abschreiben von Zitaten (Exzerpieren) als Vorübung wissenschaftlicher Textproduktion gerinnt zum =>Kopieren flüchtig überflogener Texte. (=>zitieren) Auf der Oberfläche der Kopie geht die Sezierung des Textes weiter: Unterstreichen, anstreichen, Randbemerkungen. Wissensaneignung ist nicht mehr Abschreiben, sondern Kopieren. (=>anmerken) Spontane Veröffentlichungformen (Fanzines, Collage-Magazine, Copy-Art) in Selbstverlagen nehmen Publikationsstrategien elektronischen Publizierens vorweg. (=>veröffentlichen) Scanner übernehmen jetzt das Einlesen und Abschreiben gedruckter Texte - im Ansatz auch schon mit semantischer und struktureller Erfassung und Aufbereitung. Uns bleibt das ungehinderte Durchqueren, Empfangen, Mischen und Verschicken elektronischer Texte. (=>telefonieren)


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