:eine aktive Interpretations- und Kommentartätigkeit, je nach Textsorte in unterschiedlichsten Ausprägungen: Extreme Verschachtelungen von Text und Auslegung in der jüdischen Thora: eine Textstelle in der Mitte der Seite ist mit verschiedenen Rahmen umgeben - Referenzen, Kommentare, Auslegungen des Wortes. Sicherlich die früheste Tradition nicht-linearer Textverarbeitung. Nicht ganz so ausgeprägt in frühen Bibel-Konkordanzen, in denen die Anmerkungen z.B. zwischen zwei Textspalten eingelagert sind. (=>verbinden) Die mittelalterlichen Abschreiber sparen nicht damit, den zumeist auf der Seitenmitte stehenden Haupttexten am Rande in kleinerem Schriftgrad eine Glosse hinzuzufügen (Randbemerkungen, Verweise, Auslegungen ...). (=>abschreiben) Im 16. Jahrhundert tauchen kürzere Marginalien auf, die an bestimmte Textsegmente angehängt werden, woraus sich im 17.Jahrhundert die Fußnoten entwickeln. Wissenschaftliche Publikationen werden der zunehmenden Komplexität der Wissensbereiche mit wuchernden (oft mehrstufigen) Anmerkungsapparaten gerecht, die in Sonder- oder Materialienbände ausgelagert werden. Als literarische Produktionsweise verstärken Anmerkungssysteme nicht-lineare Verschachtelungen von Texten, bilden Abschweifungen, mehrschichtige Textformationen, Verzweigungen, Simultaneitäten (wie im X.Kapitel von Finnegans Wake, das an beiden Rändern und am Fuße der Seite bestimmte Anmerkungsorte für verschiedene Sprecher markiert. (=>rahmen) Die Leser versehen ihre Bücher mit Markierungen, Unterstreichungen, Eselsohren und in wissenschaftlichen Arbeiten werden diese Vorstufen zu eigenen Text-Kompilationen aus dem physischen Körper des Buches ausgelagert: Journale des Lesens, Exzerpte, Zettelkästen ... (=>lesen:Bildschirm)In Hypertexten werden Referenz-Links angelegt, Materialvernetzungen als Lesepfade zu Plateaus verknüpft (=>assoziieren): Bild-Schirm-Lesen und Schreiben wird zum Anlegen eines vielschichtigen vernetzten Anmerkungsapparates. Wollen Sie diese Stelle markieren, bevor Sie den Text verlassen? (=>zurückgehen)

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