Das Lesen eines Bildschirms unterschiedet sich sehr von dem des Blicks. Es ist ein digitales Abtasten (=>digitalisieren), bei dem das Auge entlang einer unendlichen gebrochenen Linie wandert. (=>projizieren) Die Beziehung zum Gesprächspartner in der Kommunikation, zum Wissen in der Information, ist von derselben Art: taktil und abtastend. (=>finden) [...] Das gesamte Paradigma der Sensibilität hat sich geändert. Denn jene Taktilität hat nicht den organischen Sinn des Berührens, sondern bezeichnet bloß das hautnahe Aneinanderstoßen von Auge und Bild, das Ende der ästhetischen Distanz des Blicks. (=>Bild-Schirm-Denken) Wir nähern uns immer mehr der Oberfläche des Bildschirms, unsere Augen sind wie auf dem Bild verstreut. [...] Und wenn wir so leicht in diese Art imaginäres Koma des Bildschirms (=>einbilden) verfallen, so liegt es daran, daß der Bildschirm eine unendliche Leere erzeugt, die wir füllen sollen. (=>füttern) (Baudrillard 92, 64)

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