Die magische Wirkung des Druckens ist oft beschrieben und dargestellt worden: die 'schwarze Kunst' tilgt den Schrecken des Vergessens mündlicher Kulturen: Vervielfältigung und Reproduktion als Überlebensstrategie. Die 'ars impressoria' gilt als eine Maschine - die quasi mit göttlichen Attributen - Wissen erzeugen, speichern und verbreiten kann. Die Technologie der Herstellung und der kunstvollen Manipulation von Typen produziert einen neuen Denk-, Wahrheits- und Theoriebegriff: vom kontemplativen passiven Versenken (=>durchschauen) in unveränderliche Ideenformationen (Handschrift, Kalligraphie) zum dynamischen Modellieren von Typen. Der Buchdruck wird zum Auslöser industrieller und wissenschaftlicher Revolutionen (=>revolutionieren), indem er von sozialen Utopien und Bewegungen aufgeladen wird. Eine Beschleunigung der Ideenproduktion (an einem Tag soviel drucken wie sonst in einem Jahr abgeschrieben werden kann) fegt die autoritären Öffentlichkeitsstrukturen des Mittelalters hinweg. (=>veröffentlichen) Und während man sich in der Buchdruckkunst zunächst fälschlicherweise an der Ästhetik von Handschriften orientierte, zielen Textverarbeitungsprogramme heutzutage immer noch auf einen papierenen Ausdruck hin (nur 1 % der Weltinformation zirkuliert rein digital), während die Utopien digitalen Publizierens (=>projizieren) im Paradigma der Vernetzung, des Transports, der Übersetzung liegen. (=>transportieren)

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