Wir lesen aus dem Bild-Schirm keinen Sinn mehr heraus, sondern lesen stattdessen Bezüglichkeiten hinein. (=>füttern) Bild-Schirm-Lesen ist kein Lesen im klassischen Sinne (Geschriebenes in Laute umsetzen) - ebensowenig kann man es als reines sinnverstehendes, hermeneutisches Lesen verstehen. Systemtheoretisch vollzieht sich im Akt des Lesens eine Umkodierung von Informationen an der Schnittstelle verschiedener Medien, z.B. eine Transformation zwischen typographischen und oralen Informationsnetzwerken. Bild-Schirm-Lesen wäre dann ein Abrufen von gespeicherten Informationen, eine Koppelung an die Ausgabegeräte des Computers nebst Integration an die menschlichen Wahrnehmungs- und psychischen Speicherorgane. (=>transformieren) Lesen als Schnittstelle. (=>interfacen) Strategische und operationelle Komponenten durchsetzen den Prozeß des Bild-Schirm-Lesens noch viel stärker als etwa beim Zeitungslesen, was - neben dem Verlust von Genauigkeit und Intensität - zu einer Komplexitätssteigerung, Ausweitung und kognitiven Anreicherung des Lesens am Monitor führt - es wird im wahrsten Sinne des Wortes oberflächlich, breitet sich über die ganze Fläche des Schirms aus (=>orten): Browsing - schnelles suchendes Überfliegen zur Selektion relevanter Textteile aus großen Datenbeständen (=>finden), Navigieren durch Hypertexte, Recherchen in Datenbanken, Koordinierung von Informationseinheiten, die gleichzeitig am Bildschirm dargestellt werden. (=>Überblick darstellen) Bild-Schirm-Lesen als ein aktiver Prozeß des Suchens, Auslösens, Selektierens, Verfolgens, Schneidens, Zoomens. (=>montieren) Ein komputierendes Lesen, schöpferisches Zusammenlesen, Zusammenpicken. Umkehrung der Bedeutungsvektoren (=>projizieren), Aufhebung der Trennung zwischen wertfreiem Lesen (wissenschaftliche Anschauung) und interpretierendem Lesen (Kunst, Politik). (=>querlesen)

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